Montag, 5. Dezember 2011

Spazieren.Gehen.

An einem Novembernachmittag in Galway ging ich wie schon so oft auf dem Salthill Prom spazieren. Diesmal mit René und wir liefen so vor uns hin, plauderten über Irland und Ilmenau. Als es dunkel wurde, machten wir uns auf den Rückweg und kamen an einem Haufen Menschen vorbei. Überall standen Koffer, Lichter, Kameras und ich war schon am weitergehen, als René zu den Schwänen lief, die gerade mit Futter angelockt wurden. Da kam ein großer Herr in einer dicken Jacke mit einem netten Gesicht zu uns und bat uns ein wenig zur Seite zu gehen, da hier gleich gedreht werde.



























Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass wir mit dem First Assistant Director Peter sprachen und es sich um den ersten Produktionstag einer irisch-deutschen Produktion für das ZDF handelte. JACK TAYLOR, eine Krimireihe basierend auf Romanen eines irischen Schriftstellers aus Galway. Irgendwann fasste ich meinen kleinen Mut zusammen und fragte ihn, ob sie denn auch Praktikanten brauchen oder Plätze vergeben. Wie einige vielleicht wissen, hatte ich ja verzweifelt versucht einen Praktikumsplatz im Filmbereich zu bekommen.
Da Peter ein unglaublich netter Typ ist, gab er mir gleich Adresse und Telefonnummer der Produktionfirma, die EINE Straße von meinem Apartment entfernt ist (ich bin da 3 Monate fast jeden Tag dran vorbeigelaufen ohne das Schild zu bemerken). Sag du hast mit Peter geredet, meinte er noch, dann wissen die schon.




























Also rief ich am nächsten Morgen an und bekam eine e-Mail-Adresse, an die ich meine Bewerbung senden sollte, was ich dann auch gleich tat. Als ich nach 2 Tagen noch keine Reaktion hatte, bin ich einfach reingelaufen in deren Büro. Dabei fand ich auch heraus, dass die Produktionsfirma einem Deutschen gehört und hier in Irland auch einige Deutsche mit im Team arbeiten. Wegen der EU-Förderungen oder was auch immer wird ein Teil des Films auch ab Januar in Bremen weitergedreht. Dort befindet sich eine weitere Produktionsfirma von Ralph Christians, der die ganzen Rechte an der Jack Taylor Reihe gekauft hat.
Seither sind ca. zwei Wochen vergangen, aber ab morgen habe ich die Chance mich am Set als Assistentin der dritten Regieassistenz zu beweisen. Keine Ahnung was auf mich zukommt, klingt erstmal nach Kaffee kochen ;) Ich stehe jedenfalls um 7 Uhr auf der Matte. Das Ganze geht erstmal bis Freitag und dann schauen sie mal...













Bei meinem Praktikum bei UR Dream Home ist im Augenblick zum Glück eh nicht viel zu tun, so das ich das anscheinend noch irgendwie nebenbei machen werde. Ich habe das ganze auch von Anfang an mit Olga und Will besprochen.

Was ich mit diesem Post eigentlich sagen will, Leute hört nie auf spazieren zu gehen, vielleicht verändert es euer Leben, auf eine Art die ihr euch gar nicht vorstellen konntet. Und wenn nicht, bekommt man zumindest einen klaren Kopf ;)

Der Titel des Posts ist übrigens geklaut von der Autorin, über deren Werk ich meine Facharbeit geschrieben habe. Empfehlenswerter Text: Judith Hermann - Spazieren.Gehen.

"Thanks for cutting out the sperm V"

So wird man nicht alle Tage verabschiedet, aber es kommt vor, wenn verrückte Irinnen gerade auf dem Weg zu einer Baby Shower sind. Vor allem wenn sie völlig gehetzt zu spät losfahren und ihnen kurz zuvor einfällt, dass sie "Pin the Sperm" vorbereiten sollten. Was hab ich gelacht über diese ganzen Baby Shower "Traditionen"...
Die Schwangere stammte allerdings ursprünglich aus Brasilien, da scheint das ganz üblich zu sein und wird genauso vorbereitet wie eine Hochzeit.

So saß ich also im Auto, bevor ich zuhause abgeliefert wurde, und hab für Jenny Spermien ausgeschnitten, so dass später Frauen mit verbundenen Augen diese auf einen Uterus pinnen konnten, um zu schauen, wer dem Ei am nächsten kommt...
Meine letzten Wochen verliefen eigentlich eher ruhig.
An manchen Wochenenden war ich Jen und Will in Athenry besuchen. Neben dem üblichen Filmeabenden an denen ich meistens koche und wir dann vor dem Kamin sitzen, haben wir  gepokert und ich hatte sogar Anfängerglück und hab den ganzen Pot von unglaublichen 7,50 € gewonnen.


Ich lernte auch, dass jamaikanisches Gingerbier mit Rum sehr zu empfehlen ist und war Jennys Bastelhelferin... Die bastelt und werkelt gerade nämlich fleißig vor sich hin, um Sachen auf dem Weihnachtsmarkt zu verkaufen; so zum Beispiel auch Cupcake Bath Bombs, die wirklich super riechen und toll sind, wenn man irgenwo ne Badewanne hat...



Meine Mitbewohner hatten beide ihre Graduation, da sie im Sommer ihre Abschlüsse gemacht haben. So habe ich noch mehr Mitglieder der Familie Larkin kennengelernt, Damiens Mutter, Vater, Schwester und relativ frisch geschlüpften (5 Monate) Neffen Dáibhí (das ist irisch für David). Man spricht das irgendwie aus wie Daahwhii.


Dave mit seinem Sohn Dylan

It's this time of the year again... ja auch in Galway wird einem seit Wochen Weihnachtsstimmung aufgezwungen und am letzten Novemberwochenende startete der Continental Christmasmarket hier. Weihnachtsmärkte sind in Irland ganz neu und der in Galway ist der einzige entlang der Westküste. Er findet dieses Jahr überhaupt erst zum zweiten Mal statt. Es ist wohl ein bisschen wie wenn Iren außerhalb Irlands in einen Irish Pub gehen - ein netter Versuch. Selbstverständlich ist auch alles doppelt so teuer. Ein Becher Glühwein für 5€...
Und mir ist es auch neu, dass man normalerweise bayrische Bierzelte mit Oktoberfestbier, -musik und -bedienungen auf einem Weihnachtsmarkt hat. Aber es werden auch Brezeln mit Marshmellows als deutsche Spezialität verkauft. Aber ich liebe Weihnachtsmärkte einfach, wenn ich dort bin vermisse ich Würzburg so richtig und Freistunden mit Glühwein und Crêpes. Daher wird auch dieser Imitation noch der eine oder andere Besuch abgestattet werden.


Bei der Arbeit war es in den letzten Wochen eher ruhig. Für die nächste Ausgabe des Magazins habe ich Bilder bearbeitet, aber hauptsächlich habe ich den Jahresbericht für "Brothers of Charity Services Ireland" gelayoutet. Eines der weiteren Dinge die der Verlag herausgibt. Diese Institution ist ein kirchlicher Service von Freiwilligen die körperlich und geistig Behinderten helfen in der Gesellschaft zurecht zu kommen.



Vom 20. bis 23. November hatte ich zudem mal wieder Besuch aus Deutschland. Mein Mitbewohner René machte auf seiner mehrwöchigen Tour durch England und Irland auch Halt in Galway. Es war schön ihn nochmal zu sehen, bevor er jetzt nach München gezogen ist und dort seinen neuen Job anfängt. So verliert die E6 ihren WG-Papa... Ich gab ihm eine Tour durch Galway tagsüber uns abends und jetzt weiß ich auch, dass nicht nur ich von den Pubs hier absolut begeistert bin, sondern sie wirklich was haben ;)
An einem Tag gingen wir am Meer spazieren und das verändert nun vielleicht meinen ganzen Aufenthalt hier. Wieso, weshalb, warum? Nächster Post...